Burganlage Löwenstein
Die Herren von Löwenstein entstammen wie die von Castelberg, dem alten Lugnezer Adelsgeschlecht der Übercastel.1 Die von Löwenstein führten in ihrem Wappen, entsprechend den anderen beiden Familien, den Kopf eines Vogels (Pfau) im Schild und waren durch verwandtschaftliche Beziehungen miteinander verbunden.2 Adelsnamen, die auf Siedlungen zurückgehen – wie dies bei den Herren von Übercastel angenommen wird – scheinen älter zu sein als solche, die auf Tiere, als Sinnbild aussergewöhnlicher Eigenschaften und Stärke beruhen.3 Die Herren von Löwenstein haben ihren Familiennamen von ihrer Burg übernommen. Urkundlich fassbar sind sie in der Zeit zwischen 1275 bis 1303,4 später verschwinden sie. Dies dürfte mit der Auflassung ihrer Burgstelle zusammenhängen, während die Familie selbst wohl unter ihrem alten Namen, Übercastel oder Castelberg weiterbestanden.5
Die Stammburg der Herren von Löwenstein wird gemäss Beschreibung von Ulrich Campell «…ferner Löwenstein bei Ilanz und in einiger Entfernung Grüneck..»6 mit der Burgstelle auf der Parzelle Paterschaunas, oberhalb der Kantonsstrasse bei Ilanz identifiziert.7 Diese liegt auf der linken Seite des Rheins am östlichen Ende des ehemaligen Stadtteils St. Nikolaus auf einem Felsvorsprung.8 Der Felsrücken, auf dem die Burgruine steht, ist heute stark bewaldet. Von der Burg selbst sind nur geringe Reste erhalten geblieben, die keine genauen Vorstellungen der ehemaligen Burganlage erlauben. Die noch erhaltenen Mauern ergeben ein Rechteck von circa 21 x 24 m.9 Das Mauerbild zeigt lagerhafter Eckverband, wobei die Schichtung eher unregelmässig ist.10 Bei den südwestlichen Mauern dürfte es sich um Reste der Umfassungsmauer handeln.11 Bergseits bestand ein flacher Graben, der nun durch Mauerschutt und Bergsturztrümmer verfüllt ist. Aufgrund der beträchtlichen Schuttmassen vermuten Clavadetscher/Meyer, dass hier einst mehrere, stattliche Gebäude gestanden haben.12 Zur Burg könnte auch eine Mühle in der Nähe von St. Nikolaus gehört haben. Zweimal, 1433 und 1435 erscheint diese in den schriftlichen Quellen als Besitztum von Mitgliedern der Familie Übercastel.13 Urkundlich wird die Burg nicht genannt ebenso ist zu ihrer Entstehungszeit, die wohl ins 13. Jahrhundert zu datieren ist, nichts bekannt. Mutmasslich wurde sie an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert endgültig aufgelassen.14
Abbildung 1 (oben): Ruine Löwenstein auf einem Bergvorsprung ob Ilanz gelegen, Grundriss. (Calvadetscher/Meyer 1984, S. 85).
Abbildung 2 (unten): Ruine Löwenstein, rund 1.60 m hoch erhaltene Mauerreste der Südwestecke des rechteckigen Mauergevierts, nach Osten (Rhomberg 2019/ADG)
Abbildung 3 (unten): Ruine Löwenstein, Reste der Ringmauer, nach Osten (Rhomberg 2019/ADG).
M.A. Yolanda Sereina Alther (*1982)
Studium der Mittelalter-, Prähistorischen und Klassischen Archäologie an der Universität Zürich.
Arbeitet als Bauforscherin beim Archäologischen Dienst Graubünden.
Fussnoten
1 Poeschel 1959, S. 15–17. Poeschel 1929, S. 246.
2 BUB III (neu), Nr. 1498; Poeschel 1959, S. 16.
3 Boxler 1991, S. 195.
4 BUB III (neu), Nr. 1227, Nr. 1760.
5 ADG, Fundstelle 3066, S. 1; Poeschel 1959, S. 18.
6 Hitz et al. 2021, S. 31.
7 Girardet 2008, S. 1; Archäologischer Dienst Graubünden, Fundstelle 3066, S. 1.
8 Castelmur 1944, S. 24.
9 Rhomberg 2019, S. 10.
10 Clavadetscher/Meyer 1984, S. 85.
11 Rhomberg 2019, S. 10.
12 Clavadetscher/Meyer 1984, S. 85.
13 SSRQ GR B III/1, Nr. 7c, Anm.; Poeschel 1959, S. 19.
14 ADG, Fundstelle 3066, S. 1.