Castrisch
Die Castrischer Linie der Familie von Castelberg stellen einen eigenen Familienzweig innerhalb der Stammfamilie Übercastel dar. Spätestens im frühen 15. Jh. erscheinen die von Castelberg als Lehensträger von Gütern in Castrisch.1
Haus Castelberg, Via Vitg Nr. 38
Beim Haus Castelberg am Platz in der Ortsmitte handelt es sich um ein ehemaliges Bauernhaus mit der strassenseitigen Durchfahrt zum Heustall. Der älteste Gebäudeteil, der ins 16. Jahrhundert vielleicht sogar noch ins 15. Jahrhundert datiert, ist im Ostteil, also in der linken Hälfte des Gebäudes zu erkennen. Zu diesem gehörten das ebenerdige, gemauerte Kellergeschoss mit den Schartenfenstern. Die beiden darauf gesetzten Geschosse mit der Stube und der darüber liegenden Schlafkammer sind in Strickbauweise errichtet.
Rückwärtig befand sich im 1. Obergeschoss die gemauerte Küche, im 2. Obergeschoss darüber eine Räucherkammer. Im rechts der Toreinfahrt (Westen) anschliessenden Gebäudeteil sind noch Mauerreste eines Vorgängerstalles oder einer Umfassung aus der Zeit des ersten Gebäudes erhalten. Im 17. Jh. erfolgen der Umbau und die Vergrösserung des Wohnhauses. Der hölzerne Strickteil wird mit einer Mantelmauer umfangen und ist so, von aussen betrachtet, zu einem Steinbau geworden. Die Stube im 1. Obergeschoss erhält einen neuen Ofen, deren Wände und Decke werden vertäfelt. Getrennt durch die hohe rundbogige Toreinfahrt wird an der Westseite ein weiterer, gemauerter Baukörper hinzugefügt. Die Fenster und die Ecke an der strassenseitigen Fassade sind durch Dekorationen in Sgrafitto (Sprenggiebel, Quaderimitation) betont.
Anfänglich grenzte das Tor nur den Innenhof gegen die Strasse ab. Erst im 18. Jh. entsteht rechts der Toreinfahrt ein Gewölberaum für die Vorratshaltung von Lebensmitteln. Das 2. Obergeschoss über diesem wird zu einer weiteren Wohnung mit einer vertäfelten Stube und einer kleinen Küche ausgebaut.2 Offenbar stand das Haus über Generationen im Besitz der Familie Castelberg. Als letzter Besitzer aus dem Zweig dieser Familie ist Tumasch (1877–1963) nachgewiesen, der in Castrisch zusammen mit seiner Frau Nanni Engi (1865–1953) einen bescheidenen, landwirtschaftlichen Hof betrieb.3
Abbildung 1 (oben): Castrisch, Via Vitg Nr. 38, Ostfassade mit barockem Dekor (Yolanda Alther).
Haus von Castelberg, Crest Nr. 11
Das Doppelwohnhaus (Haus GVG-Nr. 1-52) auf der Crest, gehörte ursprünglich einer Junkerfamilie von Castelberg. Seine genaue Entstehungszeit ist unbekannt. Im 19. Jahrhundert teilten sich die Familien Walther und von Castelberg das Haus, bevor es im 20. Jh. zur Familie Hänny wechselte. Im Gebäudeinnern deuten noch das Raumgefüge und einzelne Bauteile auf den einst herrschaftlichen Wohnsitz hin.4
Abbildung 2 (unten): Castrisch, Doppelwohnhaus Crest Nr. 11, Ostfassade (DPG).
M.A. Yolanda Sereina Alther (*1982)
Studium der Mittelalter-, Prähistorischen und Klassischen Archäologie an der Universität Zürich.
Arbeitet als Bauforscherin beim Archäologischen Dienst Graubünden.
Fussnoten
1 Poeschel 1959, S. 102–103.
2 Carigiet 1990, Grundrisspläne; Weber 1993, S. 1–3.
3 Bernhard/Caprez 2016, S. 297–298.
4 Bernhard/Caprez 2016, S. 347–350.